Montag, 24. Juni 2013

Oh, wie schön ist Panama

In Panama ist Jesus schwarz. Die Kirche von Portobelo ziert zumindest eine dunkelhäutige Jesusstatur. Nur fair, finden wir, als wir ihn (noch etwas schwankend auf den Beinen nach Verlassen unseres Segelbootes) in der charmant heruntergekommenen Karibikstadt betrachten. 

Schwarz steht ihm gut, dem Jesus
Dann geht es mit dem roten Teufel, einem in den USA ausgedienten, mittlerweile knallbunt angemalten und mit einer potenten Stereo-Anlage ausgerüsteten Schulbus unter ohrenbetäubender Salsa-Musik nach Panama City. 

Ausblick von der Dachterrasse des Hostels aus der Altstadt in die Neustadt
Die Stadt hält uns nicht lange. Der Kanal ist zwar ganz beeindruckend. Aber hat man mal ein Riesen-Container-Schiff aus China die Schleuse passieren sehen, kennt man den Drill. Ansonsten kann man hier und im benachbarten Colón grandios shoppen. Leider finden wir das erst heraus, als Andi und Claudi schon wieder im Flieger nach Deutschland sitzen. Der gerade gewonnene Platz der Alpaca-Pullis und Wintersachen, die wir den beiden glücklicherweise mitgeben durften, wird neu besetzt. Nix da mit leichtem Gepäck reisen. Schon gar nicht, weil wir mittlerweile mit vier Surfbrettern unterwegs sind.

Container-Riese aus China
Touristen aus Freiburg
Schleusen-Panorama
Uns zieht es ans Meer. Erster Stop ist Cambutal, ein Rodeo-Dorf am Pazifik mit nur einer Straße, zwei recht weit auseinanderliegenden Ortsteilen und vielen vielen Pferden. Da uns aber leider keines gehört, müssen wir zum Meer laufen oder trampen. Das klappt manchmal gut, manchmal weniger gut. Einmal nimmt uns ein Pickup zwar zum Surfspot mit. Dank Vierradantrieb geht es durch Flüsse und Matschlöcher. Den Rückweg müssen wir aber zu Fuß zurücklegen. Dass es dort vor Schlangen nur so wimmelt, erfahren wir zum Glück erst hinterher. Unsere Aufmerksamkeit gilt den Affen. Regnet es, was in der Regenzeit durchaus vorkommt, veranstalten die Affen ein lautes unzufriedenes Brummelkonzert – und sprechen uns damit aus der Seele. Obwohl Cambutal ganz spaßige Wellen hat, es kaum andere Surfer gibt und wir eine billige Unterkunft inklusive etwas durchgedrehtem Mitbewohner gefunden haben, ziehen wir weiter.

Pferde für alle – außer für uns
Playa Venao ist fest in israelischer Hand. Wir wohnen ja am liebsten bei Locals und achten darauf, dass unser Geld nicht irgendwelchen australischen und amerikanischen Expats zu Gute kommt. In Playa Venao haben wir aber nur die Wahl zwischen Israel und Israel. Wir wohnen direkt am Strand, die Wellen sind sehr fein, und wäre Panama (beziehungsweise seine israelische Interpretation) nicht so teuer, wären wir wohl auch länger geblieben.

Little Israel in Panama
Entspannter Wachhund
Panama ist eine lange, schmale, gekrümmte Wurst. Alles, was nicht direkt an der Panamericana liegt, ist recht schwer erreichbar. Mit fünf verschiedenen Bussen fahren wir nach Santa Catalina. Panamas berühmtester Surfspot ist ein nettes Kuhkaff. Fahrzeit: 8 Stunden. Entfernung: Luftlinie 100 km.

Santa Carlotta in Santa Catalina
Dass hier ab und an Surf-Meisterschaften abgehalten werden, können wir uns kaum vorstellen. Das Dorf ist abgesehen von uns und ein paar anderen Surfern ziemlich ausgestorben. Kühe grasen friedlich an der kaum befahrenen Straße. Die Fruchtbäume in unserem Garten sind schwer behangen. Panama riecht für uns nach Kokosnüssen und Mangos.

Der Kokovore in seinem Element: Jeden Tag werden mehrere Kokosnüsse geköpft, getrunken und gegessen. Danke fuer die Machete, Andi.
Ein Papagei darf im Tropenaradies nicht fehlen
Markus setzt seine Anglerkarriere fort und zieht einen Fisch aus dem Wasser, den wir (also er) in der Hostelkueche gemeinsam mit Kokosnussreis zubereiten. Yum.

Einseitige Liebe
Kokosnussreis für Lotte, Fisch für Markus
Neben der Surferei führen wir ein ruhiges Leben. Wir kommen sogar dazu, Brot zu backen. Das beste der Welt. So heißt zumindest das Rezept, das uns die Dänen in Ecuador beigebracht haben. Rezept auf Anfrage bei uns erhältlich.

Gestatten: das beste Brot der Welt
Die vier verspielten Hunde des Hostals mischen unser Leben ab und zu etwas auf. Und eines Nachts ein Skorpion. Unser neuseeländischer Nachbar hatte schon einen gesehen – in der Innentasche seines Rucksacks. Vorm Schlafengehen entdecken wir einen an unserer Wand. Bei dem Versuch, den Skorpion zu fangen und vor die Tür zu setzen, treibt ein hilfreicher Waliser ihn in einen Spalt in der Wand. Auch gut.

Perfektion hinter Kokospalmen
Wenn die rechte eigentlich immer große Welle läuft, für die Santa Catalina berühmt ist, dann kommt Leben ins Wasser. Wir erwischen einen sehr guten Tag und kriegen zwischen all den Quasi-Profi-Surfern auch ein paar schöne Wellen ab.

Wetterleuchten zum Abschied aus Panama

Montag, 10. Juni 2013

Per Katamaran von Kolumbien nach Panama

Man muss kein guter Mensch sein und sterben, um ins Paradies zu kommen. Ein Segeltrip zu den San-Blas-Inseln vor Panama tut es auch. 


Andi, Claudi und der fortan als grüner Erwin bekannte Mitreisende aus München lernen zunächst die Hölle kennen: Kurz nachdem wir Cartagenas Hafen verlassen, wirbeln Gewitterstürme unseren Katamaran durch die Gegend und einige Landratten ihr Essen. In den zwei Tagen auf offener See sieht man kaum jemanden an Deck: Seekranke leiden in ihren Kajüten still vor sich hin. Der Kapitän pooft auch ganz gerne und überlässt das Steuer dem Autopiloten. Das kann an den Pillen liegen, die er gegen Seekrankheit schluckt, der kleine Seebär mit jahrelanger Segel-Erfahrung. Selbst die Fische pennen. Andis und Markus Angelköder bleiben jedenfalls unberührt.  


Dann: das Paradies. Türkises Wasser, runde palmenbewachsene Inselchen mit weißem Sand, halbnackte Kuna-Indianer in rustikalen Holzkanus. 


Eins steuert unseren Katamaran an. Die Indianer wollen ihr Handy aufladen. Im Paradies gibt es nämlich keinen Strom. Dafür Sandfliegen. Die stehen besonders auf Erwin, der fortan als Streuselkuchen-Erwin bekannt ist. Bevor er sich seinen Rücken dermaßen verbrennt, dass er von da ab der rote Erwin heißt.




Markus und Andi haben sich als glücklose aber beharrliche Angler einen Namen gemacht. Während Kapitän und Mitreisende überlegen, wie sie unauffällig einen den Kuna abgekauften Fisch an den Haken der beiden stecken können, passiert es tatsächlich: Ein lebendiger Fisch beißt freiwillig an. Und was für einer. Dass er Parasiten hat und wir ihn nicht essen können: Nebensache. 




Ein anderes Segelboot hat auf der Überfahrt von Cartagena nämlich so einen Riesen-Thunfisch gefangen, dass unser Katamaran mit seiner 15-köpfigen Besatzung inklusive dem roten Erwin gleich mitversorgt wird. Andi und Markus, den Anglern der Herzen, wird applaudiert, während man den Fang eines anderen Fischers verzehrt. 



Jetzt sind die zwei nicht mehr zu stoppen. Als nächstes haben sie einen Hai an der Angel. Jawoll, einen Hai. 


Doch Fabián, unser 1,50 Meter kleiner kolumbianischer Kapitän, hat ein großes Herz. Der Hai muss zurück ins Wasser.
Das finden nicht nur die Angler schade. Als wir am nächsten Tag lange zu einem Surfspot paddeln, wünscht sich auch Lotte, die Jungs hätten den Hai kaltgestellt. Und die Krokodile gleich mit (gibt es auf den San-Blas-Inseln nämlich auch). 


Jedenfalls ist surfen im Paradies traumhaft: keine anderen Surfer weit und breit und das Riff unter uns gestochen klar erkennbar.



Aber das Paradies hat auch seine Schattenseiten: Das Kokosnuss-Monopol der Kuna-Indianer zum Beispiel. Kapitän Fabián duldet keine illegalen Kokosnüsse auf seinem Boot. Vor allem der Kokovare Markus tut sich damit schwer und schwimmt heimlich auf die Inseln, um im Gestrüpp verbotene Kokosnüsse zu trinken. Dafür riskiert er gerne sein Leben. Lotte riskiert ihres lieber bei Kraxelaktionen auf Palmen. 



Die Angelhelden lassen sich nicht beirren. Schließlich ziehen sie auch einen Fisch aus dem Wasser, der an Bord serviert wird. Als es zwischenzeitlich so aussieht, als könnten wir etwas länger im Paradies stranden, freuen sie sich. Selbstversorgung auf dem Meer, sie sind bereit. 



Die panamaische Einwanderungsbehörde veranstaltet nämlich gerade eine Fortbildung in Panama-Stadt zur Legalisierung illegaler Einwanderer. Und hat zu diesem Anlass auch einen Beamten vom Einwanderungsbüro in Porvenir eingeladen. Den einzigen Beamten dort. Im Paradies gibt es also keine Einreisestempel.


Unser Kapitän muss uns in einem anderen Hafen absetzen. Wir gewinnen einen Tag auf den San-Blas-Inseln und zwölf Stunden extra Segelei, bevor wir in Portobelo Festland betreten.


Und hier ist die neuste BZ-Kolumne. Es geht um andere Backpacker