Unser Leben haben wir
einem Tuck-Tuck-Fahrer zu verdanken. (Starke Einstiege sind wichtig.
|
Frisierte Rasenmäher: Transportmittel Nummer eins in Peru |
Wir kamen spät
in Talara an, einer muchtigen, gefährlichen Ölstadt im Norden
Perus. Eigentlich hatten wir diese Gegend auslassen wollen. Lauter
Gruselgeschichten von Überfaellen und Übergriffen auf Frauen hatten
uns das Ziel wenig schmackhaft gemacht. Aber ein Surftrip nach Peru
ist ohne den Norden unvollständig...
Talara, abends um acht: Minibusse
nach Lobitos fahren nicht mehr. Nur noch Tuck-Tucks. Wir suchen uns
einen netten jungen Fahrer, der nicht so drogenabhängig aussieht wie
die meisten. Erste Zweifel kommen auf, als ein anderer Fahrer uns
Glück für die Strecke wünscht und wir die Anweisung erhalten,
unser bereits festgezurrtes Gepäck im Open-Air-Kofferraum gut festzuhalten.
|
Zum Glück musste für uns niemand auf einen Berg steigen und ein Ablass-Denkmal errichten. "Christus kommt bald", steht da. |
Die Strecke nach Lobitos
ist schwarz. Die Funzel des Tuck-Tucks reicht keine zwei Meter. Aus
dem Gebüsch heraus wird uns plötzlich aufgeleuchtet. Das sei nur
die Polizei. „Die Strecke nach Lobitos ist sicher, no se
preocupen.“ Wir holpern weiter auf der Schotterpiste, als hinter
uns ein Motorrad mit zwei behelmten Passagieren auftaucht.
Und hinter uns bleibt. Eng. Zu eng. Unser bis eben noch gesprächiger Fahrer
(Fußball) wird sehr schweigsam. Beunruhigt dreht er sich
immer wieder um. Als das Motorrad uns partout nicht überholt, selbst
als er vor dem nächsten Sicherheitsposten (warum gibt es übrigens so viele
Sicherheitsposten, wenn alles so sicher ist?) betont langsam fährt,
gibt unser Fahrer dem Tuck-Tuck die Sporen. Der Motor spuckt und
röhrt. Jetzt bitte nicht schlappmachen. Wir fliegen durch
Schlaglöcher, alles vibriert, keiner redet mehr, gehetzte Blicke.
|
Lobitos, eine weitere wunderbare linke Welle und endlich mit warmem Wasser. Allerdings auch mit 30 Brasilianern im Wasser. Lohnt sich dafür der Stress? |
Am Berg: Das
Motorrad bleibt dran. Unser Fahrer versperrt ihm den Weg, nur nicht überholen lassen. Endlich: die Lichter von Lobitos. Am Dorfeingang
wieder ein Sicherheitsposten. „Väterchen, das Motorrad folgt uns
seit einer halben Stunde.“ Väterchen ist nicht der schnellste. Die
Motorradfahrer müssen zwar kurz die Helme lüpfen, fahren aber
unbehelligt weiter. Wir auch. Unser Tuck-Tuck-Fahrer ist nun
entspannt, wir krallen uns immer noch am Gepäck
fest. Erst in der Unterkunft fühlen wir uns sicher. Es ist die
teuerste unserer Reise. Egal.
|
In der Gegend wurde Hemingways "Der alte Mann und das Meer" verfilmt. Bei den Dreharbeiten zog Hemingway selbst einen 900 Pfund schweren Merlin aus dem Meer. Hier wurde auch der größte Merlin jemals gefangen. 1560 Pfund laut Wikipedia. Auf jeden Fall ist das Seafood in Lobitos lecker. |
|
Auch hier gibt es Inka-Ruinen |
Über Nacht macht die
Todesangst dem Ärger über den teuren Preis Platz. Wir
ziehen mal wieder um. Die Unterkunft heißt
„RELÁJATE“ (Entspann dich!). Nicht nur wegen des Namens fühlen wir
uns hier pudelwohl.
|
Zugang vom Strand mit Kolibris im Garten |
|
Lotti und ihr neuer Freund |
Es gibt einen jungen Hund, der uns überallhin begleitet, eine Katze, die
aussieht wie Joschi, und Kolibris, die im Garten herumsirren. Außerdem: das beste Essen, das
wir bisher in Peru bekommen haben. Sie können doch kochen, die
Peruaner. Jipijapa.
Die Welle entlangheizen
und sich dann rauskatapultieren lassen. Das macht Spaß. Dumm nur,
wenn hinter der Welle ein schlecht gelaunter Brasilianer herumpaddelt. (Was macht der denn hier morgens um sechs?) Erstens ist dann die
Landung nicht so weich, zweitens sind Brasilianer eher impulsiv. Zum
Glück schafft es Markus, mit seiner beruhigenden Art die Fäuste des
Brasilianers im Wasser verschwinden zu lassen und muss sich nur ein
paar „porra“-Flüche (verdammte Scheiße) anhören.
|
Am Abend zuvor war die Landefläche noch frei. Am nächsten Morgen leider nicht mehr. |
Außerhalb des
Wassers ist wieder alles in Ordnung. „Hast mich
fast umgebracht“, meint der Brasilianer nachher gluecklich laechelnd am Strand.
Gute Wellen, gute Stimmung.
|
Wären die Fäuste nicht im Wasser verschwunden...mit diesem Rücken an seiner Seite braucht sich Markus eh keine Sorgen zu machen. |
|
Jetzt aber endgültig: Adios Peru! Danke für alles. |