Freitag, 19. April 2013

Todesangst in Nordperu

Unser Leben haben wir einem Tuck-Tuck-Fahrer zu verdanken. (Starke Einstiege sind wichtig.
Frisierte Rasenmäher: Transportmittel Nummer eins in Peru
Wir kamen spät in Talara an, einer muchtigen, gefährlichen Ölstadt im Norden Perus. Eigentlich hatten wir diese Gegend auslassen wollen. Lauter Gruselgeschichten von Überfaellen und Übergriffen auf Frauen hatten uns das Ziel wenig schmackhaft gemacht. Aber ein Surftrip nach Peru ist ohne den Norden unvollständig...
Talara, abends um acht: Minibusse nach Lobitos fahren nicht mehr. Nur noch Tuck-Tucks. Wir suchen uns einen netten jungen Fahrer, der nicht so drogenabhängig aussieht wie die meisten. Erste Zweifel kommen auf, als ein anderer Fahrer uns Glück für die Strecke wünscht und wir die Anweisung erhalten, unser bereits festgezurrtes Gepäck im Open-Air-Kofferraum gut festzuhalten.
Zum Glück musste für uns niemand auf einen Berg steigen und ein Ablass-Denkmal errichten. "Christus kommt bald", steht da.
Die Strecke nach Lobitos ist schwarz. Die Funzel des Tuck-Tucks reicht keine zwei Meter. Aus dem Gebüsch heraus wird uns plötzlich aufgeleuchtet. Das sei nur die Polizei. „Die Strecke nach Lobitos ist sicher, no se preocupen.“ Wir holpern weiter auf der Schotterpiste, als hinter uns ein Motorrad mit zwei behelmten Passagieren auftaucht. Und hinter uns bleibt. Eng. Zu eng. Unser bis eben noch gesprächiger Fahrer (Fußball) wird sehr schweigsam. Beunruhigt dreht er sich immer wieder um. Als das Motorrad uns partout nicht überholt, selbst als er vor dem nächsten Sicherheitsposten (warum gibt es übrigens so viele Sicherheitsposten, wenn alles so sicher ist?) betont langsam fährt, gibt unser Fahrer dem Tuck-Tuck die Sporen. Der Motor spuckt und röhrt. Jetzt bitte nicht schlappmachen. Wir fliegen durch Schlaglöcher, alles vibriert, keiner redet mehr, gehetzte Blicke.

Lobitos, eine weitere wunderbare linke Welle und endlich mit warmem Wasser. Allerdings auch mit 30 Brasilianern im Wasser. Lohnt sich dafür der Stress?
Am Berg: Das Motorrad bleibt dran. Unser Fahrer versperrt ihm den Weg, nur nicht überholen lassen. Endlich: die Lichter von Lobitos. Am Dorfeingang wieder ein Sicherheitsposten. „Väterchen, das Motorrad folgt uns seit einer halben Stunde.“ Väterchen ist nicht der schnellste. Die Motorradfahrer müssen zwar kurz die Helme lüpfen, fahren aber unbehelligt weiter. Wir auch. Unser Tuck-Tuck-Fahrer ist nun entspannt, wir krallen uns immer noch am Gepäck fest. Erst in der Unterkunft fühlen wir uns sicher. Es ist die teuerste unserer Reise. Egal.
In der Gegend wurde Hemingways "Der alte Mann und das Meer" verfilmt. Bei den Dreharbeiten zog Hemingway selbst einen 900 Pfund schweren Merlin aus dem Meer. Hier wurde auch der größte Merlin jemals gefangen. 1560 Pfund laut Wikipedia. Auf jeden Fall ist das Seafood in Lobitos lecker.
Auch hier gibt es Inka-Ruinen
Über Nacht macht die Todesangst dem Ärger über den teuren Preis Platz. Wir ziehen mal wieder um. Die Unterkunft heißt „RELÁJATE“ (Entspann dich!). Nicht nur wegen des Namens fühlen wir uns hier pudelwohl.
Zugang vom Strand mit Kolibris im Garten
Lotti und ihr neuer Freund
Es gibt einen jungen Hund, der uns überallhin begleitet, eine Katze, die aussieht wie Joschi, und Kolibris, die im Garten herumsirren. Außerdem: das beste Essen, das wir bisher in Peru bekommen haben. Sie können doch kochen, die Peruaner. Jipijapa.
Die Welle entlangheizen und sich dann rauskatapultieren lassen. Das macht Spaß. Dumm nur, wenn hinter der Welle ein schlecht gelaunter Brasilianer herumpaddelt. (Was macht der denn hier morgens um sechs?) Erstens ist dann die Landung nicht so weich, zweitens sind Brasilianer eher impulsiv. Zum Glück schafft es Markus, mit seiner beruhigenden Art die Fäuste des Brasilianers im Wasser verschwinden zu lassen und muss sich nur ein paar „porra“-Flüche (verdammte Scheiße) anhören.

Am Abend zuvor war die Landefläche noch frei. Am nächsten Morgen leider nicht mehr.
Außerhalb des Wassers ist wieder alles in Ordnung. „Hast mich fast umgebracht“, meint der Brasilianer nachher gluecklich laechelnd am Strand. Gute Wellen, gute Stimmung.
Wären die Fäuste nicht im Wasser verschwunden...mit diesem Rücken an seiner Seite braucht sich Markus eh keine Sorgen zu machen.
Jetzt aber endgültig: Adios Peru! Danke für alles.

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