Montag, 10. Juni 2013

Per Katamaran von Kolumbien nach Panama

Man muss kein guter Mensch sein und sterben, um ins Paradies zu kommen. Ein Segeltrip zu den San-Blas-Inseln vor Panama tut es auch. 


Andi, Claudi und der fortan als grüner Erwin bekannte Mitreisende aus München lernen zunächst die Hölle kennen: Kurz nachdem wir Cartagenas Hafen verlassen, wirbeln Gewitterstürme unseren Katamaran durch die Gegend und einige Landratten ihr Essen. In den zwei Tagen auf offener See sieht man kaum jemanden an Deck: Seekranke leiden in ihren Kajüten still vor sich hin. Der Kapitän pooft auch ganz gerne und überlässt das Steuer dem Autopiloten. Das kann an den Pillen liegen, die er gegen Seekrankheit schluckt, der kleine Seebär mit jahrelanger Segel-Erfahrung. Selbst die Fische pennen. Andis und Markus Angelköder bleiben jedenfalls unberührt.  


Dann: das Paradies. Türkises Wasser, runde palmenbewachsene Inselchen mit weißem Sand, halbnackte Kuna-Indianer in rustikalen Holzkanus. 


Eins steuert unseren Katamaran an. Die Indianer wollen ihr Handy aufladen. Im Paradies gibt es nämlich keinen Strom. Dafür Sandfliegen. Die stehen besonders auf Erwin, der fortan als Streuselkuchen-Erwin bekannt ist. Bevor er sich seinen Rücken dermaßen verbrennt, dass er von da ab der rote Erwin heißt.




Markus und Andi haben sich als glücklose aber beharrliche Angler einen Namen gemacht. Während Kapitän und Mitreisende überlegen, wie sie unauffällig einen den Kuna abgekauften Fisch an den Haken der beiden stecken können, passiert es tatsächlich: Ein lebendiger Fisch beißt freiwillig an. Und was für einer. Dass er Parasiten hat und wir ihn nicht essen können: Nebensache. 




Ein anderes Segelboot hat auf der Überfahrt von Cartagena nämlich so einen Riesen-Thunfisch gefangen, dass unser Katamaran mit seiner 15-köpfigen Besatzung inklusive dem roten Erwin gleich mitversorgt wird. Andi und Markus, den Anglern der Herzen, wird applaudiert, während man den Fang eines anderen Fischers verzehrt. 



Jetzt sind die zwei nicht mehr zu stoppen. Als nächstes haben sie einen Hai an der Angel. Jawoll, einen Hai. 


Doch Fabián, unser 1,50 Meter kleiner kolumbianischer Kapitän, hat ein großes Herz. Der Hai muss zurück ins Wasser.
Das finden nicht nur die Angler schade. Als wir am nächsten Tag lange zu einem Surfspot paddeln, wünscht sich auch Lotte, die Jungs hätten den Hai kaltgestellt. Und die Krokodile gleich mit (gibt es auf den San-Blas-Inseln nämlich auch). 


Jedenfalls ist surfen im Paradies traumhaft: keine anderen Surfer weit und breit und das Riff unter uns gestochen klar erkennbar.



Aber das Paradies hat auch seine Schattenseiten: Das Kokosnuss-Monopol der Kuna-Indianer zum Beispiel. Kapitän Fabián duldet keine illegalen Kokosnüsse auf seinem Boot. Vor allem der Kokovare Markus tut sich damit schwer und schwimmt heimlich auf die Inseln, um im Gestrüpp verbotene Kokosnüsse zu trinken. Dafür riskiert er gerne sein Leben. Lotte riskiert ihres lieber bei Kraxelaktionen auf Palmen. 



Die Angelhelden lassen sich nicht beirren. Schließlich ziehen sie auch einen Fisch aus dem Wasser, der an Bord serviert wird. Als es zwischenzeitlich so aussieht, als könnten wir etwas länger im Paradies stranden, freuen sie sich. Selbstversorgung auf dem Meer, sie sind bereit. 



Die panamaische Einwanderungsbehörde veranstaltet nämlich gerade eine Fortbildung in Panama-Stadt zur Legalisierung illegaler Einwanderer. Und hat zu diesem Anlass auch einen Beamten vom Einwanderungsbüro in Porvenir eingeladen. Den einzigen Beamten dort. Im Paradies gibt es also keine Einreisestempel.


Unser Kapitän muss uns in einem anderen Hafen absetzen. Wir gewinnen einen Tag auf den San-Blas-Inseln und zwölf Stunden extra Segelei, bevor wir in Portobelo Festland betreten.


Und hier ist die neuste BZ-Kolumne. Es geht um andere Backpacker

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