Samstag, 12. Oktober 2013

Mexiko - para siempre


Man koennte meinen, Lotte will bei solchen Zimmernachbarn nie wieder nach Mexiko. Weit gefehlt. Sie will hierbleiben. Aber ich lasse sie nicht. Der Kompromiss lautet: Sobald wie moeglich wiederkommen. Jetzt, da sich unsere Reise dem Ende naehert, koennen wir Mexiko eindeutig zum Lieblingsland kueren. Und davon halten uns auch keine Taranteln ab.

Lieblingsland, ganz klar
Mit unseren australischen Freunden, Cam und Sophie, schlagen wir unser Basislager in Barra de la Cruz auf. Wir wohnen bei Pepe, der antikapitalistischen Version eines Businesses. Alles basiert auf Vertrauen, die Autovermietung funktioniert ohne feste Preise, ohne Absprachen und natuerlich ohne Versicherung. Jeder Surfer, der Barra je besucht hat, kennt Pepe. Pepe selbst surft nicht. Er ist ein Baseballnarr und trimmt seinen Sohn fuer die Profi-Liga. Als der Sechsjaehrige im Hof ein paar Baelle schlaegt, wollen sich ein paar Gringos gleich Autogramme holen. Der Kleine ist beidhaendig und trifft jeden Ball.

Cam und Mexikos zukuenftiger Baseballstar
Pepe ist eine Legende
Barra de la Cruz ist unglaublich schoen. Und wir meinen nicht nur die Wellen. Die Suedwestkueste von Mexiko ist ein Traum. Das hat auch mit der Tierwelt zu tun. Dass Sophie und Cam binnen drei Tagen zwei  Taranteln in ihrem Zimmer finden, meinen wir damit weniger. Ist aber nur halb so schlimm. Die einzigen Tiere, vor denen Sophie wirklich Angst hat, sind Krabben.


Mit Cam und Sophie sind wir mittlerweile zwei Monate unterwegs. Wir verstehen uns praechtig. Die beiden sind genau nach unserem Geschmack: Entspannt, (selbst-)ironisch und schonungslos.

Sophie und Cam
So kommt es, dass Lotte nun ein paar wenig schmeichelhafte Spitznamen hat. Etwa Terminator oder T-Rex. Wenn sich aeltere Surfer aus Kalifornien im Wasser partout nicht an die Regeln halten wollen, kommt ihr schon mal ein "what the fuck is wrong with you old men?" ueber die Lippen. Da ist es gut, dass wir in einer Gruppe unterwegs sind. Noch ein netter Spitzname ist Bat. Wenn wir morgens im Dunkeln zum Point hinauspaddeln, sieht die nachtblinde Lotte noch recht wenig. Ein Quell grosser Freude fuer alle anderen.

Lotte in Barra
Markus in Barra
Chipehua
Funktioniert die Welle in Barra mal nicht oder wollen wir etwas Abwechslung, schnappen wir uns eine von Pepes Schrottmuehlen und machen Tagesausfluege zu anderen Surfspots im Sueden von Mexiko. Unser Van steckt ja immer noch in El Faro fest. In Chipehua, einer weiteren Weltklasse-Welle, haben wir mal wieder etwas Glueck. Der Point laeuft.

Chipehua
Chipehua
Am 6. Oktober hat Cam Geburtstag. Endlich mal ein Geburtstag, den sich Markus merken kann. Er reitet die Welle seines Lebens. Eine grosse rechte Barrel. Da das Fotomaterial nicht die wahre Qualitaet der Welle wiederspiegelt, gibt es hier nur die Feier zu sehen. Den Rest bitte vorstellen. La Bocana am 06.10.2013: legendaer.

La Bocana
Auch ein Beachbreak kann perfekt sein
Markus und Cam, kurz bevor beide vom Tubemonster verspeist werden
Ein ander Mal werden wir in La Bamba fuendig. Aus irgendeinem Grund haben wir die Wellen fuer uns alleine. Koennte mit der Dengue-Epidemie zu tun haben, die im Surfcamp dort in der Naehe ausgebrochen ist. Oder den Sandfliegen. Egal.

Lotte in La Bamba
Die Lagune hinter La Bamba
Lotte in La Bamba
Dann brauchen wir mal eine Surfpause. Die Arme tun weh, die Hueftknochen sind aufgeribbelt, Wunden an den Beinen wollen mal verheilen. Unseren surffreien Tag verbringen wir im Gefaengnis von Tehuantepec. Dort werden naemlich die feinsten Haengematten Mexikos hergestellt. Wir hoffen sehr, dass unsere von einem ganz finsteren Drogenbaron geknuepft wurde.

Ausflug ins Gefaengnis
Der Abschied faellt schwer. Nicht nur von unseren australischen Reisefreunden. Die alte Doña in Pepes Restaurant faengt an zu weinen, als wir gehen. Einer anderen Señorita des Kuechentrios muessen wir versprechen, bald mit Baby zurueckzukommen. Und Pepe will uns gar nicht bezahlen lassen. Wir seien doch jetzt Teil der Familie. Mexiko, warum verlassen wir dich? Dazu noch vor dem Día de los Muertos mit all den reizenden toten Braeuten?


Und fuer alle Nicht-Surfer, die bis hierhin durchgehalten haben: Einen Tag verbringen wir auch in Oaxaca und geniessen den Mix aus indigenen Wurzeln, Kolonialismus und Katholizismus. Zusammen mit ein paar lokalen Spezialitaeten. Lotte waechst mal wieder ueber sich hinaus und verspeist eine Heuschrecke.

Made gefaellig?
Hier wird nicht nur posiert. Lotte hat sich die Proteine nicht entgehen lassen.
Mjam
Mit dem letzten Bus des Tages fahren wir noch schnell zum Monte Albán, einer Ruinenstadt der Zapoteken. Die ist schoen, aber nicht umwerfend und muss sich ganz klar hinter Tikal und Machu Picchu einreihen. Jetzt haben wir also die Inka, die Maya und die Zapoteken besucht. Fuer die Azteken muessen wir nochmal herkommen. Wir wollen es in zehn Monaten ja nicht uebertreiben.



Die neuste Zeitungs-Kolumne handelt von Missverstaendnissen in Mexiko

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen