Donnerstag, 3. Oktober 2013

Mexiko - Nach dem Sturm

Die Tropenstürme Manuel und Ingrid haben Mexiko ziemlich auseinandergenommen. Chacahua scheinen wir gerade noch rechtzeitig verlassen zu haben. In den mexikanischen Nachrichten taucht unser versunkenes Surfparadies auf. Nach Acapulco, wo mittlerweile Krokodile durch die Straßen schwimmen und 40.000 Touristen festsitzen.


Nach einem kurzen Zivilisations-Zwischenstopp in Puerto Escondido ziehen wir weiter nach Barra de la Cruz. Seit dort 2006 ein Wettkampf der weltbesten Surfer stattgefunden hat, ist der rechte Pointbreak bekannt. Allerdings haben sich die Sandbänke verändert, weil die Gemeinde dort ein Strandrestaurant hingesetzt hat. Nun haben Manuel und Ingrid das Restaurant weggespült. Für die Menschen dort nicht so gut. Für die Sandbänke sehr gut. Ein einheimischer Surfer sagt uns, dass die Welle seit Jahren nicht mehr so schön gelaufen sei. Wir sind mit unseren australischen Reisefreunden zunächst fast alleine in Barra und surfen uns dumm und dusselig.


Das ändert sich schlagartig. Es spricht sich herum, das Barra läuft, und das rustikale Camp, in dem wir wohnen, füllt sich fast im Minutentakt mit Surfern. Da wir nur noch zu viert surfen wollen, brechen wir zu einem weiteren Abenteuer auf: Zurück zum trockenen Fluss. Zurück dorthin, wo unsere Hurrikanabenteuer begonnen haben. Zurück zu unserem Van.


Obwohl es so aussieht, als würde Ingrid aus der Karibik zu uns herüberwandern, machen wir uns auf nach El Faro. Zweimal sind wir schon gemeinsam fast untergegangen. Ein drittes Mal kriegen wir das auch noch hin.


Als wir in Río Seco ankommen, fließt der trockene Fluss noch immer. Am Tag zuvor ist der Militärmonstertruck, der uns damals rausgebracht hat, steckengeblieben. Wir haben keine andere Wahl als die sechs Kilometer zum Strand zu laufen. Moises, einer der dreißig Genossen, die die Hütten am Strand betreiben, begleitet uns mit zwei Pferden. Der Fluss ist nur knietief. Unsere Hoffnungen, den Van bald rausholen zu können, steigen. Und zerschellen, als wir beim Waten durch die überflutete Straße bis zum Hals in schlammigem Wasser versinken. Die Pfütze, in der wir einmal mit dem Auto steckengeblieben sind, hat sich zu einer Lagune verwandelt.

Romantisch, allerdings ist das unser Weg...
Dank den Pferden kriegen wir unsere Sachen trocken zum Strand und in die Hütten. Dort gibt es keinen Strom. Dafür eine tote Ratte in der Küche. Und in jedem Zimmer eine Schlange. Cam und Sophie entdecken ihre erst am nächsten Morgen. Unterm Bett auf Höhe der Köpfe hat sie die Nacht bei ihnen verbracht.



Alles egal, solange unser Plan aufgeht, perfekte Wellen alleine zu surfen. Wir machen uns auf, die vier Kilometer zum Surfspot zu wandern, als wir ein Brummen in den Dünen hören. Plötzlich steht ein roter Quad vor uns. Auf ihm sitzt unser ganz persönlicher Superheld: Andrés.



Andrés ist Biologe und soll sich um die Schildkröten am 15 Kilometer langen Strand von Morro Ayuta kümmern. Und darum, dass die Dorfbewohner sie und ihre Eier in Frieden lassen. Zu diesem Zweck wohnt er am Strand. Der Schildkrötenmann ist ziemlich einsam und freut sich immens über Gesellschaft. Gegen ein ordentliches propina (Trinkgeld) missbraucht er sein schnittiges Dienstgefährt, um uns jeden Tag zum Surfspot zu bringen und wieder abzuholen. Wir können unser Glück kaum fassen.
Noch weniger, als wir die Wellen sehen. Vier Tage lang haben wir 500 Meter lange rechte Wellen für uns. Nur zum Mittagessen unterm mitgebrachten Schattensegel wird kurz pausiert. 



Markus erweckt den Schreiner in sich und rüstet unser Verschnaufhüttchen am Strand mit Bank und Tisch aus.


Als wir Faro muskelverkatert verlassen wollen, steckt der Armeetruck schon wieder fest. Ein neuer Fahrer hat das gute Stück im Fluss auf (Treib)-Sand gesetzt. Drei Reifen gucken schon in die Luft, erzählen uns die Einheimischen, die uns jeden Tag besuchen und etwas Essen bringen (zwar nie das, was wir bestellen, aber essbar). Mittlerweile hat es schon wieder geregnet und die Lagune ist tiefer geworden. So tief, dass Moises sein kleines Pferd auf der anderen Seite zurücklassen muss.



Wir bauen ein Surfbrett-Floß, um unser Gepäck trocken zu transportieren. Diesmal ist das Wasser so tief, dass wir an einigen Stellen schwimmen müssen. Schlammig, stinking und überglücklich verlassen wir unseren Lieblingsspot. Dass es keine Hoffnung gibt, den Van während der Regenzeit zu befreien, kann unsere Laune nicht trüben.


Zurück in Barra erleben wir ein Déjavu. Die Wellen sind grandios und kaum jemand ist da, um sie zu surfen. Wir schreiben Tag zehn pefekter Surfbedingungen. Heute machen wir einen Stadttag in Huatulco. Wir können einfach nicht mehr.

Und Kolumne Nummer...(keine Ahnung) rechnet mit unseren klobigen Wanderschuhen ab.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen